Freimarkenstempler Post

Zu diesem Thema wurde mit den Titeln „Frankier- und Stempelmaschinen der Deutschen Reichspost – Systeme Michelius und DAPAG“ mehrfach in unseren Berichten geschrieben:

  • Bericht 6:            Walter Kohlhaas, Inge Riese
  • Bericht 6:            Claus-Peter Clausen
  • Bericht 37:          Walter Kohlhaas, Inge Riese

Zusätzlich hat unser Ehrenvorsitzender Hans Joachim Förster in Gildebriefen den aktuellsten Stand der Forschung zusammengefasst:

  • Der andere Weg der Reichspost: Die Frankier- und Stempelmaschinen Teil 1: Michelius
    Gildebrief, Nummer: 259, Nov. 2019.
  • Der andere Weg der Reichspost: Die Frankier- und Stempelmaschinen Teil 2: DAPAG
    Gildebrief, Nummer 261, Jan. 2020.

Während mit den hier beschriebenen Maschinen die Post Sendungen mit Marken beklebt und abgestempelt hat, war es mit anderen Geräten möglich, dass Absender dies selbst erledigt haben:

Die aufkommenden Mengen an Massensendungen waren sowohl für den Absender mit dem Aufkleben der Briefmarken und dem Stempeln der Sendungen bei der Post relativ arbeitsaufwendig.

Eine Möglichkeit war die sogenannte Barfreimachung. Der Kunde bezahlte am Schalter, wo er seine Sendungen aufgab. Die Post frankierte mit Briefmarken und stempelte die Sendungen.

Die Länder Württemberg (1903) und Bayern (1910) führten aus Rationalisierungsgründen bereits Postfreistempel ein, d.h. der Absender hat die unfrankierten Sendungen der Post übergeben, die in einem Arbeitsgang die Sendung freigemacht und gestempelt haben.

Diese Art der „Freimachung“ war jedoch auf das Inland beschränkt, da im Bereich des Weltpostvereins damals noch nicht zugelassen.

Muster eines frühen  Postfreistemplers aus Bayern:

Postfreistempel System Sylbe & Pondorf, Gössnitz. Abschläge in  grün, schwarz und rot möglich.

Es betraf eine nicht unerhebliche Zahl an Sendungen:

  • Die Gesamtzahl der bar freigemachten Sendungen in Deutschland:
    • 1910: 14.101.306 Stück
    • 1911: 17.752.401 Stück.
  • Freistempelung durch Post ohne Briefmarke in 18 Wochen Versuchsphase:
    • München:   1.335 Absendern und 2.767.005 Sendungen.
    • Nürnberg:     473 Absendern und 755.964 Sendungen.

Trotz verschiedener Anfragen im Deutschen Reichstag (1910) konnte sich die Deutsche Reichspost nicht zu den Postfreistemplern durchringen. Dies erfolgte erst nach dem 1. Weltkrieg.

Man entschied sich, mit einer Maschine gleichzeitig Briefmarken auf die Sendung aufzukleben und zu stempeln (1 Arbeitsdurchlauf). Es gab 2 verschiedene System, die bei der Post in Betrieb waren:

  • System Michelius
  • System DAPAG

Zwischen diesen Firmen gab es einen Patentstreit, der erst 1919 zugunsten von Michelius entschieden wurde.

Aufgrund des 1. Weltkrieges erhebliche Beeinträchtigungen. Die Maschinen wurden teilweise überhaupt nicht in Betrieb genommen bzw. der Betrieb wurde eingestellt (Personal an der Front, Maschinen defekt).

Während der Inflationszeit waren zeitweise nicht die portogerechten Briefmarken in Rollenform vorhanden. Es wurden dann auch vorhandene Marken mit höherem Betrag verwendet. Dem Einlieferer wurden jedoch nur die korrekten Beträge verrechnet.

Durch die Postfreistempelung entfielen die Grundlagen für den Einsatz dieser Maschinen. Das Reichspostministerium hat am 29. März 1923 die Verschrottung der Michelius-Maschinen verfügte. Nur eine Maschine wurde an das Postmuseum übergeben. Hat dort aber den 2. Weltkrieg nicht überstanden.

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System Michelius

Ende 1910 wurden erste Versuche mit diesem System gestartet. 1911 erster Einsatz im PA 68 in Berlin. Ende 1911 wurden weitere 5 Maschinen bestellt. Einsatz erfolgte in Berlin C2, Berlin SW 11, Berlin SW 68, Frankfurt/Main 9 und Mannheim 2.

Michelius Maschine aus der Zeitschrift „Deutsche Post“, Nr. 32 vom 10. August 1913

Abmesssungen: 2,95 x 1,5 m und 1,40 m Höhe.

Die Maschine wurde mit Rollenmarken bestückt. Die Marken wurden von der Maschine aus der Perforierung gerissen und senkrecht aufgeklebt (DAPAG-Maschine waagrecht).

An der Maschine waren im Gegensatz zur DAPAG-Maschine zwei  Arbeitsplätze vorhanden.

Muster eines Briefes mit Marke (senkrecht aufgeklebt) mit Tagesstempels:

Die Marken haben im Regelfall Greiferspuren der Maschine.

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System DAPAG

Ende 1911 bot die Firma Deutsche Post und Eisenbahn-Verkehrswesen Aktiengesellschaft (DAPAG-EFUBAG), Staaken,  dem  Reichspostamt eine Maschine zum selben Zweck an. Die vorgestellte Maschine erfüllte nicht die Erwartungen der Post und wurde spezifiziert. Diese Maschine wurde im März 1912 im PA 68 Berlin aufgestellt und erprobt.

Die Maschine wurde ebenfalls mit Rollenmarken bestückt. Die Marken wurden von der Maschine an der Perforierung geschnitten und waagrecht aufgeklebt (Michelius-Maschine senkrecht).

An der Maschine war im Gegensatz zur Michelius-Maschine nur ein Arbeitsplatz vorhanden.

Inventar Nr. 3.0.230 – Bezeichnung: Briefmarken – Aufklebe – und Entwertungsmaschine, Hersteller: Deutsche Post – und Eisenbahn –Verkehrswesen A.G (DAPAG-EFUBAG) in Staaken b. Berlin – Apparat Nr. 15 3001

Muster eines Briefes mit Marke (waagrecht aufgeklebt) mit Tagesstempels:

Die Marken haben im Regelfall durch das Abschneiden oben und unten zu kurze, zu lange oder keine Zähne.

In der Erprobungsphase 1911/12 sind auch Tagestempel mit einer Fahne aus 6 waagrechten Strichen rechts vom Tagesstempel bekannt.

Mit einer Erstbestellung wurden 5 Maschinen für Berlin PA 68, Breslau 1, Cöln 1 (heute Köln), Hamburg , und Leipzig 2 geordert und zwischen Dez. 1912 und Juli 1913 geliefert.
Die Maschinen wurden vor der Auslieferung beim PA 68 Berlin aufgestellt und verwendet.

In einer Nachbestellung wurden weitere 6 Maschinen bestellt und zwischen Nov. 1913 und April 1914 geliefert (Berlin C2, Hannover, Düsseldorf, Erfurt, Magdeburg, Dortmund). Auch hier zuerst Auslieferung beim PA 68 Berlin und Verwendung.

Alle Maschinen dieser Firma hatten teilweise erhebliche Ausfälle und wurden je nach Bedarf dann bei anderen Ämtern eingesetzt.

Daneben hat die Generaldirektion Württemberg eine Maschine für Stuttgart 1 bestellt.

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